Wachau-Halbmarathon 2011

Nachdem ich mich von den Strapazen der kirchlichen Hochzeit erholte hatte, stand mit dem Wachau-HM der 2. Höhepunkt des Jahres an diesem Wochenende auf dem Programm. Die Vorbereitungen für den sportlichen Saisonhöhepunkt verliefen sehr zufriedenstellend, und die Temperaturen wurden für das Wochenende mit Regen und starker Abkühlung als optimales Laufwetter zu Wochenbeginn prognostiziert. Leider kam alles anders. Bereits bei der Anreise gab es 15 °C, beim Start um die 20 °C und zu Mittag um die 25 °C. Diese Temperaturen sind für mich eindeutig zu heiß, weshalb ich meine Erwartungen reduzierte und ich nur das Minimalziel von unter 1 Stunde 30 realisieren wollte.
Schon in der Früh habe ich sehr viel getrunken und mir vorgenommen, auf keinen Fall zu schnell zu starten und bei jeder Verpflegungsstation Flüssigkeit zu tanken, um nicht „blau“ zu gehen. Der SC Zwickl war mit einer großen Abordnung von 15 Teilnehmern beim HM vertreten, 2 weitere starteten für den LC Waldviertel, um auch an der NÖLM teilnehmen zu können. Hermann W., Hermann E., Alexander und ich begannen gemeinsam das Rennen. Nach einem Kilometer stellte ich fest, dass mir dieses Tempo zu hoch war, und ich blieb meinem Vorsatz treu. Gleichzeitig sah ich eine junge Läuferin mit orangem Top und lila Haaren und dachte mir, an sie kannst du dich anhängen. Auch wenn ich manchmal bis zu 200 m Rückstand hatte, verlor ich die markante Dame nicht aus den Augen. Die ersten 5 km lief ich mit einem Schnitt von 4´10“ genau so schnell wie im Vorjahr, jedoch fühlte ich mich deutlich frischer. Damit war mir trotzdem bereits klar, dass ich kämpfen müsse, um eine Zeit unter 1 Stunde 30 laufen zu können, da ich erfahrungsgemäß immer etwas zurückfalle. Der angenehmste Streckenteil war im Tunnel bei Dürnstein bei km 11, da es deutlich kühler als in der prallen Sonne war. Es wunderte mich daher nicht, dass ich diesen KM in 4´06“ abspulte. Bei der Kehre sah ich erstmals wieder die Konkurrenten vom eigenen Club. Hermann W. war deutlich vor Alexander, und Hermann E. hatte bereits etwas Rückstand und gleichzeitig nur ca. 10 Sekunden Vorsprung auf mich. Ich dachte erstmals daran, dass ich Hermann E. einholen könnte, was mich ungemein motivierte. Das bei km 9 getrunkene Powergel zeigte auch seine Wirkung und ca. bei km 15 lief ich tatsächlich auf Hermann E. auf. Er lobte meine Aufholjagd, und ich spornte ihn an, sich bei mir anzuhängen. Gleichzeitig erklärte ich, dass wir jetzt kämpfen müssen, wenn wir unter 1 Stunde 30 bleiben wollen. Ich stellte bald fest, dass er mein Tempo nicht mitgehen kann, während ich meine Pacemakerin nicht aus den Augen verlor. Bei km 17 habe ich sie schließlich eingeholt und sie angespornt: „17 km hast du mich gezogen, die letzten 4 km ziehe ich dich.“ Sie blieb wirklich dran und wagte bei km 19 sogar nochmals einen Überholvorgang. Mit dem festen Vorsatz, mich heute nicht von ihr besiegen zu lassen, gab ich alles, und so kamen wir gleichzeitig auf die lange Ringstraße. Jetzt fiel mir auch wieder Alexander auf, den ich lange Zeit nicht gesehen hatte. Er wirkte ziemlich fertig, weshalb ich rasch näher kam. 300 m vor dem Ziel bin ich auf ihn aufgelaufen. Ich überlegte kurz, was ich tun sollte, da ich mich nicht auf einen Zielsprint einlassen wollte. Deshalb habe ich aus dem Windschatten nochmals beschleunigt und ihn überlaufen, in der Hoffnung, dass er sich nicht bei mir anhängen kann. Die Taktik ging voll auf und ich kam in 1 Stunde 29 Minuten und 20 Sekunden ins Ziel. Ich war total happy und den Tränen nahe, dass ich trotz der hohen Temperaturen mein Minimalziel erreicht habe. Meine Pacemakerin kam übrigens 6 Sekunden nach mir ins Ziel. Alexander verlor auf den letzten Metern noch 20 Sekunden, schaffte aber trotzdem erstmals auch eine Zeit unter 1 Stunde 30 Minuten. Dieses Rennen war eines meiner besten, und es hat sich ausgezahlt, im letzten Jahr so hart zu trainieren. Besonders stolz bin ich jedoch auf meine taktische Leistung, denn das ganze Training ist umsonst, wenn man zu schnell startet und „blau“ geht. In diesem Sinne alles Gute für die nächsten Wettkämpfe.
PS.: Da ich das Minimalziel erreicht habe, muss ich auch keine Kiste Bier an Andreas Grötzl zahlen.